Sven, Du bist seit 1993 Mitglied der SPD. Was war der Grund für deinen Eintritt?

Ich wäre fast 1990 bereits in die SPD eingetreten. Dazu kam es dann aber nicht. Im Im Herbst 1992 habe ich dann bei den Jusos mit politischer Arbeit angefangen und bin dann auch in die SPD eingetreten. Warum? Es war der damalige Kurs der SPD in der Asylpolitik und in der internationalen Politik. Ich bin eingetreten, nicht um den Kurs zu unterstützen, sondern, um daran mitzuarbeiten, die SPD zu ändern. Im Rückblick fragt sich, wer wen mehr verändert hat. (lacht!)

Hast Du Vorbilder? Wer hat Dir besonders imponiert?

Der Begriff „Vorbild“ passt nicht ganz. Es gab in den ganzen Jahren ehrenamtlichen Engagements immer wieder Personen, die für mich eine wichtige Rolle hatten, von denen man gelernt hat. In den 90er Jahren, in der Arbeit im SPD-Unterbezirks- bzw. Kreisvorstand, waren es Personen wie Hermann Rappe, der frühere Bundestagsabgeordnete, oder Harry Dilßner, Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks und Vorsitzender der Kreistagsfraktion.

Sven, du bist seit einiger Zeit Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes Holle. Wo siehst du die Schwerpunkte deiner Arbeit für die nächsten 2-3 Jahre.

Es gibt drei Schwerpunkte in diesem Zeitraum: Da ist zum einen die Kommunalwahl am 11. September 2016. Wir wollen wieder stärkste Kraft im Gemeinderat werden. Da sind in der Folge 2017/2018 die Bundestags – und Landtagswahlen. Das klingt zwar nicht besonders „sexy“, aber fairerweise muss man zugestehen, dass die Wahlkämpfe die Arbeitsplanung doch prägen. Und schließlich müssen wir als SPD-Gemeindeverband Holle die Mitgliederwerbung intensivieren. Wobei mir dabei sehr bewusst ist, wie schwierig sich das gestaltet.

Die Politikverdrossenheit der Bevölkerung und die Überalterung in der Partei sind ein großes Problem. Siehst du Chancen dieses zu ändern?

Es ist eine schwierige Frage. Ich glaube, es gibt unterschiedliche Ursachen. Dass Jugendliche nicht den Weg zu uns finden, liegt nicht daran, dass sie unpolitisch oder desinteressiert sind. Das Gegenteil ist der Fall. Aber sie lassen sich nicht auf die festen Strukturen der Parteien ein. Oder besser anders herum: Die Strukturen lassen sich nicht auf Jugendliche ein, wobei ich auch keine ehrliche Antwort habe, wie attraktivere Strukturen aussehen könnten.

Ein anderer Punkt ist die Politikverdrossenheit in unserer Gesellschaft, die sich z.B. auch an den Zahlen der Nichtwählerinnen und Nichtwähler deutlich macht. 17 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind bei der Bundestagswahl 2013 nicht zur Wahl gegangen. 70 % davon, also ca. 11 Millionen Bür-gerinnen und Bürger, hatten sich bereits bei der Bundestagswahl 2009 vom Wählen verabschiedet. Die Bertelsmann Stiftung, die die Zahlen erhoben hat, weist auf den Zusammenhang mit den sozialen Verhältnissen hin: „Je prekärer die Lebensverhältnisse, desto weniger Menschen gehen wählen“. Diese Bürgerinnen und Bürger haben sich von der Politik abgemeldet, denn sie erwarten von ihr nichts mehr - ein alarmierendes Zeichen für unsere Gesellschaft! Wir als Sozialdemokraten dürfen nicht nachlassen, diese Menschen wieder für Politik gewinnen.

Welche persönlichen Ziele hast du dir für die Zukunft gesetzt? Bürgermeister, Landrat, Bundestagsabgeordneter?

Ich glaube, mit solchen Zielsetzungen sollte man vorsichtig sein. Manches lässt sich planen, vieles glücklicherweise nicht. Ich möchte bei der Kommunalwahl für den Kreistag kandidieren, das ist mein nächstes Ziel. Und außerdem sollte das Engagement in der ehrenamtlichen Politik nicht mit dem Ziel verfolgt werden, Mandate oder vergleichbare Funktionen zu erlangen. Politik darf kein beruflicher Selbstzweck sein. Erst einmal geht es darum, die ehrenamtlichen Funktionen mit Engagement und Zuverlässigkeit auszuüben – für die Mitglieder und erst recht für die Bürgerinnen und Bürger.

Gibt es auch den Privatmann Sven Wieduwilt? Was tut er, was liebt er und was mag er nicht?

Natürlich gibt es einen „Privatmann Sven Wieduwilt“, aber klar ist, man kann das nicht voneinander trennen. Ich will das auch gar nicht. Politik und das ehrenamtliche Engagement machen einfach Spaß! Aber, es gibt auch wichtigere Dinge im Leben: Und im Zweifel hat meine Familie Priorität. Ansonsten lese ich unheimlich gerne, meistens politische Bücher, aber seit einigen Jahren auch immer mal wieder die komplette Harry Potter-Reihe.
Außerdem höre ich gerne Musik, inzwischen am liebsten Jazz und Blues, wie etwa B.B. & the Blues Shacks aus Hildesheim.

Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft