Im Juni 2009 hatte der Kreistag des Landkreises Hildesheim das Leitbild für die Integration von Migrantinnen und Migranten verabschiedet. Es skizziert für vier zentrale Themenbereiche jeweils Leitlinien und Maßnahmenkataloge. Auch mit acht Jahren Abstand und mit Blick auf die seit 2015 auf der Suche nach Schutz und einem neuen Zuhause zu uns geflüchteten Menschen ist dieses Leitbild ein hervorragender Kompass für die politische Arbeit – im Migrationsausschuss des Kreistages und darüber hinaus.

„Integration bedeutet vor allem das Hineinwachsen in die zentralen Lebenssituationen unserer Gesellschaft, in die Wirtschafts- und Arbeitswelt, in das Bildungs- und Qualifikationssystem, in die Nachbarschaften und in die politische Sphäre. Integration orientiert sich an den Grundwerten der Verfassung“ – so der Einstieg in Kapitel 2 des Leitbildes „Migration als plurales Geschehen: Gemeinsamkeit in der Vielfalt“, an dem sich auch die inhaltlichen Leitlinien und Maßnahmenkataloge orientieren:

  • Förderung der sprachlichen Integration
  • Bildung, Ausbildung und berufliche Integration
  • Geschlechtersensible Integration
  • Interkulturelle Öffnung

Wir wissen, Bildung, Arbeit und Ausbildung sind die zentralen Faktoren für eine gelingende Integration. Das Leitbild skizziert die richtigen Leitlinien und Anforderungen an die Förderung dieser Punkte: im Bildungsbereich die frühkindliche Sprachförderung, die Einbeziehung der Eltern, Sprachförderung an Schulen und die Sprachförderung Erwachsener, im Hinblick auf Arbeit und Ausbildung unter anderem der Ausbau schulbegleitender Qualifizierungsmaßnahmen mit individueller, bedarfsgerechter Bildungs- und Bewerbungsberatung, Berufsorientierung, Kompetenzfeststellung, Vermittlung von Praktika, die vermehrte Einbindung der Eltern in das Schulsystem, die Stärkung der vorberuflichen Qualifizierung und Ausbildung und die Unterstützung der beruflichen Integration durch individuelle Beratung und die Verbesserung der Anerkennung von Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen. Es waren und sind weiterhin Punkte und Anforderungen, die auch 2016/2017 ganz oben auf der (integrations-)politischen Agenda stehen.

Mehr als aktuell, politisch und gesellschaftspolitisch wichtig und doch immer wieder auf ein Neues zu betonen und einzufordern, ist der Punkt „Geschlechtssensible Integration“. „Bei der Herstellung struktureller Chancengleichheit der Geschlechter, sind die unterschiedlichen

Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern zu beachten“, so die Formulierung der entsprechenden Leitlinie.

In den Jahren 2015/2016 waren ca. 30% der zu uns geflüchteten Menschen Frauen, der Anteil steigt, unter anderem durch Familiennachzug. Der Landesfrauenrat hatte 2016 daher im Rahmen einer Tagung darauf erneut hingewiesen: Integration braucht die Geschlechterperspektive.

Das gilt nicht nur für Erklärungen, sondern muss auch Niederschlag in konkreten Maßnahmen finden, was im Leitbild auch der Fall war.

Die vorstehenden Punkte sind nicht abschließend. Sie wurden von mir nun angerissen. Es wäre richtig, auf sie im Detail einzugehen und sie mit aktuellen Maßnahmen und Überlegungen zu spiegeln - vielleicht an anderer Stelle und zu einem anderen Anlass.

Die Punkte verdeutlichen aber, dass das Leitbild des Landkreises Hildesheim für die Integration von Migrantinnen und Migranten nichts an Aktualität verloren hat. Es wäre wichtig, dieses Leitbild wieder stärker in die politische Debatte einzubeziehen, es zu betonen und an die Öffentlichkeit zu rücken. Es ist ein gutes Papier, das 2009 aus intensiven Debatten hervorgegangen war und nach wie vor ein hervorragender Kompass für die politische Arbeit ist.