Interview mit Hermann Rappe

Am vergangenen Freitag hat Hermann Rappe die Ehrenbürgerwürde der Stadt Sarstedt erhalten. Er hat über Jahrzehnte die Entwicklung unserer Partei und der Gewerkschaften mitgestaltet und geprägt, er war 26 Jahre für den Wahlkreis Hildesheim Mitglied des Deutschen Bundestages. Das Jubiläumsjahr „150 Jahre SPD“ im Jahr 2013 hatte ich zum Anlass genommen, mit ihm hierzu ein Gespräch zu führen. Es ist nach wie vor ein lesenswertes Interview.

Er hat über Jahrzehnte die Entwicklung unserer Partei und - als Vorsitzender der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik - der Gewerkschaften mitgestaltet und geprägt, er war 26 Jahre für den Wahlkreis Hildesheim Mitglied des Deutschen Bundestages. Das anstehende Jubiläumsjahr „150 Jahre SPD“ hat Sven Wieduwilt, Vorsitzender des Ortsverein Grasdorf-Luttrum zum Anlass genommen, mit Hermann Rappe hierzu ein Gespräch zu führen. Das Gespräch findet sich in der Ausgabe 4/2012 des Rundbriefes für den OV Grasdorf-Luttrum. Es soll aber auch hier dokumentiert werden.

Sven Wieduwilt (SW): 150 Jahre SPD, nächstes Jahr feiert die SPD ihr großes Jubiläumsjahr. Welche Bilanz würdest Du nach 150 Jahren SPD ziehen?

Hermann Rappe (HR): Dass es keine deutsche Geschichte gibt ohne sozialdemokratische Partei. Und das denke ich, ist eine ganz wichtige Feststellung, dass wir das Handeln, das Entwickeln der Menschen in den letzten 150 Jahren in diesem Land und darüber hinaus bestimmt haben.

SW: Wo siehst Du die größten Erfolge für unsere Partei?

HR: Ich glaube der größte Erfolg liegt in dem Beginn der Arbeit der Sozialdemokratischen Partei. Man muss sich ja immer klar machen, dass es eine liberale Revolution für die mittleren Schichten 1848 war, aber das dieser Revolution die soziale Komponente und die sozialen Grundsätze fehlten, und zwar fehlten für die ganze Arbeiterschaft, fehlten für die Frauen und für junge Menschen. Das heißt von Freiheit kann man nicht leben, ohne Freiheit auch nicht, aber zur Freiheit gehört die soziale Sicherung. Und das war der größte Beitrag der Sozialdemokratischen Partei, das deutlich zu machen.

SW: Die Niederlagen unserer Partei?

HR: Die größte Niederlage der Sozialdemokratischen Partei war ganz sicher 1949, der Beginn also der politischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Dieses Wahlergebnis war eine große Niederlage.

Abschlußrede Hermann Rappe
Auszug aus der Abschlussrede von Hermann Rappe bei der ersten Tagung der Kurt-Schumacher-Gesellschaft 1985:

Biographische Angaben zu Hermann Rappe

Gewerkschaftssekretär
Geboren am 20. September 1929 in Hannoversch Münden; verheiratet, ein Kind.
Volksschule, Realschule, mittlere Reife.
Kaufmännische Berufsschule, Kaufmannsgehilfenprüfung.

1950 bis 1952 kaufmännischer Angestellter bei der Konsumgenossenschaft.
Seit 1953 Sekretär bei der IG Chemie-Papier-Keramik,
seit 1966 Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes in Hannover und
1982 bis 1995 1. Vorsitzender der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik.
1988 bis 1995 Präsident der internationalen Föderation von Chemie-Energie- und Fabrikarbeiterverbänden (ICEF).