Vor 70 Jahren, am 1. November 1946, wurde Niedersachsen von den Alliierten bzw. der britischen Besatzungsmacht gegründet. Die Länder Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg wurden zusammengefasst und so der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. Eine Erfolgsgeschichte, die in vielen Teilen von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten geschrieben wurde.

„Niedersachsens politische Tradition ist sozialdemokratisch“, so ein Zitat, das aus dem Jahr 2006 und damit dem 60. Landesjubiläum stammt und 2007 schließlich Titel eines Buches wurde. Die Betrachtung dieses Zitates löst Fragezeichen aus. Politik und politische Mehrheiten waren in Niedersachsen oftmals heftig „umkämpft“. Lange Regierungszeiten der einen Partei wurden von langen Zeiten des politischen Mitbewerbers abgelöst. Und klar, auch die Regierungszeiten des politischen Mitbewerbers hatten nicht nur Schatten- sondern auch Lichtseiten. Um ein Beispiel zu nennen: Natürlich war der Einsatz von Ministerpräsident Albrecht für die Boat People ein großes Signal der Menschlichkeit und Solidarität für Menschen auf der Flucht und in Not!

Und dennoch spricht aus dem Zitat „Niedersachsens politische Tradition ist sozialdemokratisch“ viel Richtiges: der Aufbau des Landes Niedersachsen, die Bewältigung der Flüchtlingsströme nach dem 2. Weltkrieg und der Loccumer Vertrag unter der Regierung von Hinrich Wilhelm Kopf, das Konkordat mit der katholischen Kirche in den 60er Jahren unter Georg Diederichs und die Initiativen zur Landesentwicklung und der Bildungsaufbruch unter Alfred Kubel Anfang der 70er Jahre – es waren wichtige Wegmarken, die von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gestaltet wurden. Die Regierungszeiten von Gerhard Schröder, Gerhard Glogowski und Sigmar Gabriel als Ministerpräsidenten schließen daran an. Zu erinnern sei hier an die wirtschafts-, arbeits- und bildungspolitischen Initiativen dieser Zeit.

Leider reicht der Platz an dieser Stelle nicht, um weitere Personen hervorzuheben. Natürlich haben Ministerpräsidenten nicht alles alleine erreicht. Sie brauchten Mitstreiterinnen und Mitstreiter an ihrer Seite.

70 Jahre Niedersachsen – eine Erfolgsgeschichte. Aber der Rückblick alleine reicht nicht. Der Blick in die Vergangenheit darf den Ausblick in die Zukunft nicht verbergen. Niedersachsen steht vor Herausforderungen.

Dabei ist zunächst die Integration der Flüchtlinge zu nennen, die in den zurückliegenden 12 Monaten zu uns gekommen sind und von denen viele bei uns bleiben werden. Deren Integration wird die Herausforderung und Aufgabe der kommenden Jahre sein. Es geht um Sprache, es geht um Ausbildung und Arbeit und es geht um gesellschaftliche Teilhabe.

Der demografische Wandel ist in diesem Zusammenhang aufzuführen – auch wenn dieser in Wahrnehmung und Thematisierung in den Hintergrund gerückt ist.

Zu den Herausforderungen gehört auch zukünftig das Bildungssystem. Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit haben viele Facetten. Einiges wurde in den zurückliegenden Jahren in Angriff genommen und umgesetzt: die Möglichkeit zur besseren Bildung von Gesamtschulen, die Gebührenfreiheit des Studiums u.a. Weitere Punkte stehen oder gehören auf die Tagesordnung, u.a. die Inklusion oder auch die Verzahnung von Bildung und Gesundheit.

Und schließlich ist da noch das große Thema der „Digitalisierung“, ein Querschnittsthema mit Bezug zu vielen Politikbereichen, u.a. Arbeit, Wirtschaft, Bildung, Kommunen. Es kommt darauf an, sich diesem Thema und den damit verbundenen Herausforderungen engagiert und offensiv zu stellen.

Niedersachsen ist ein Land mit großen Traditionen und großen Chancen und Perspektiven. Alles Gute zum 70. Landesjubiläum!